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Wald Blick durch Rahmen

Der Blick durch den Bilderrahmen schärft die Konzentration und stärkt das Gedächtnis.
Foto: Auszeitwaldbaden/ Eileen Froelich

Kleine Auszeit

Ich glaub, ich steh ’ im Wald

Im Wald zu sein, tut Körper und Seele gut. Das spüren wir intuitiv. Aber warum ist das eigentlich so? Unsere Redakteurin Brita Friedel wollte es genauer wissen und ging „Waldbaden“. In Japan wird die anerkannte Naturtherapie „Shinrin Yoku“ genannt, was übersetzt „baden in der Atmosphäre des Waldes“ heißt.


Von Brita Friedel
SWZ-Projektleiterin
SWZ-Projektleiterin

Eileen Froelich im Wald

Die zertifizierte Kursleiterin für Waldbaden und Achtsamkeit im Wald: Eileen Froelich.
Foto: SPREE-PR/Friedel

Es ist ein milder Nachmittag Anfang Juli, als ich mit Eileen Froelich in einem Waldstück in der Nähe von Strausberg verabredet bin. Sie ist Maltherapeutin und zertifizierte Kursleiterin für Shinrin Yoku-Waldbaden und Achtsamkeit im Wald.  Heute (beg)leitet sie mich.

Ich gehe gern im Wald spazieren. Sie weiß auch, warum. „Evolutionstechnisch gesehen ist der Wald noch immer unser Zuhause“, sagt sie. „Bis vor 300 Jahren lebten die meisten Menschen in naturnaher Umgebung und nur drei Prozent in Städten. Heute ist es die Mehrheit. Die evolutionäre Anpassung geht aber viel langsamer vonstatten.“ Wenn wir also in den Wald gehen, kehren wir heim.

Sie bittet mich, die Schuhe auszuziehen. Beim Waldbaden gehe es darum, mit allen Sinnen zu erleben. Die Schnürsenkel verknotet, geht’s mit den Sneakern in der Hand los. Es piekst ein wenig. Ich laufe gern barfuß, aber tatsächlich noch nie im Wald. Wir haben Signale vereinbart, wenn ich meinen Schritt verlangsamen oder stehenbleiben soll. Wir verbleiben in Stille, ganz ohne reden. Ich fühle mich ein wenig ausgebremst. Normalerweise geht’s für mich flotteren Schrittes voran. Aber heute zählt kein Tempo um Schrittzahlen.

Verbindung zur Natur

Wir lassen den Blick in alle Richtungen schweifen, nach oben und unten. Was ich sehe? Nichts Besonderes. Bäume, Stämme am Boden, Gräser. Ich zwinge mich genauer zu schauen. Da sind Ahorn, Eiche, Kiefer. Die grünen Blätter schimmern in Etagen in der Sonne, scheinen die Farben sekündlich zu wechseln. Eine Ameise krabbelt neben meinen nackten Füßen. „Der Unterschied zwischen einem Spaziergang im Wald und Waldbaden ist Achtsamkeit“, erklärt mir Eileen Froelich. „Damit ist eine alte buddhistische Praxis gemeint. Diese ermöglicht es uns, die Sinne zu sensibilisieren, zu aktivieren und eine Verbindung zur Natur herzustellen.“

Mitten auf einer Waldkreuzung werde ich gebeten, die Augen zu schließen, mich voll und ganz auf meine Atmung zu konzentrieren und an nichts zu denken. Das ist gar nicht so einfach. Das Gehirn nutzt die Ruhe gnadenlos aus, spielt den Tag durch, was später noch zu erledigen ist. Ich verscheuche die Gedanken und fokussiere mich wieder auf die kühle Luft, die ich durch die Nase einsauge. Jetzt wird die ganze Konzen-
tration auf die Ohren verlegt.

Phänomen geschärfter Sinne

Ein Brummen nähert sich. Ein Insekt schwirrt ganz nah an meinem Ohr vorbei. Ich höre ein Knacken links von mir im Wald. Ein Vogel zwitschert in der Ferne. Ich nehme einen Windzug wahr und bald darauf die Antwort der Blätter mit einem seichten Rauschen. Als ich die Augen wieder öffne, belohnt mich der Wald mit einer unglaublichen Farbenpracht. Das Grün wirkt viel kräftiger und schillernder. Eileen Froelich lacht. Sie kennt das Phänomen geschärfter Sinne und erklärt mir, dass das Knacken ein Reh war. Mich macht das glücklich, vielleicht weil ich einen Moment eins mit dem Wald war. Ich spüre eine unglaubliche Ruhe und laufe „von alleine“ langsamer. Zum Schluss reicht mir Eileen einen Bilderrahmen aus Pappe. Ich darf mir mein eigenes Gemälde an einer Waldlichtung suchen und betrachten. „So prägen wir uns das Gesehene besser ein. Wir neigen dazu, immer das Smartphone zu zücken.“ So würden aber Erinnerungen auf dem Chip und nicht im Gedächtnis abgespeichert.
Am Ende unseres Waldbades wartet ein besonderes Geschenk. „Nach den zwei Stunden im Wald haben wir nachweislich 50 Prozent mehr weiße Blutkörperchen gebildet. Das hält sogar zwei bis drei Tage an“, erklärt mir meine Waldbad-Leiterin. Diese sogenannten Killerzellen bekämpfen körperfremde Zellen: Waldbaden hat mein Immunsystem gestärkt.

Auszeit Waldbaden

Termine auf Anfrage unter
Tel.: 0151 50744404
www.auszeitwaldbaden.de
anfrage@auszeitwaldbaden.de

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