Skip to main content

Die Grafik veranschaulicht die Funktionsweise der geplanten Tiefen-Geothermieanlage in Premnitz, die 6 Megawatt Wärme liefern soll: Ziel ist es, 60 Grad heißes Wasser aus 1400 Metern Tiefe für die Fernwärmeversorgung nutzbar zu machen. Wie in Schwerin soll der Bohrturm hinter Lärmschutzwänden verschwinden (Foto).
Grafik: SPREE-PR/Schulze

Wärmewende

Premnitz ist auf dem Weg zur geothermischen Stadt

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral heizen. Das heißt, weg von fossilen Energiequellen wie Gas und Öl und hin zu erneuerbaren Energien. Damit dieser Kraftakt auch in Premnitz gelingen kann, laufen die Vorbereitungen und Weichenstellungen bereits jetzt auf Hochtouren. Auch in der Havelstadt Premnitz.

Der Wärmeschatz unter Premnitz – die Stadtwerke Premnitz wollen ihn bergen: In 800 und 1400 m Tiefe soll im Erdreich genug Wärme – warmes salzhaltiges Wasser – eingelagert sein, um in den kommenden 30 Jahren und darüber hinaus bis zu 2500 Haushalte mit grüner Fernwärme versorgen zu können.


Nach der Genehmigung könnten erste Probebohrungen, sogenannte Explorationsbohrungen, an der Friedrich-Engelstr./Fabrikenstr. erfolgen und Klarheit bringen. Die Genehmigungsverfahren beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) laufen bereits auf Hochtouren. Mit den Bewilligungsverfahren, anstehenden Probebohrungen und der späteren Errichtung einer Tiefen-Geothermieanlage in Premnitz wurde die Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN) von den Stadtwerken Premnitz beauftragt. Sie hat bereits erfolgreich das Geothermie-Projekt für die Stadt Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) umgesetzt und ist gerade in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) mit Bohrungen gestartet.

Daten aus DDR-Zeiten

„Bereits zu DDR-Zeiten hat der VEB Erdgas und Erdöl in den 60er und 70er Jahren auf der Suche nach fossilen Energiequellen vier Probebohrungen in Kotzen und umfangreiche Untersuchungen mit Schallwellen durchgeführt, die eine genaue Abbildung des Untergrundes von Premnitz geben“, erzählt GTN-Projektleiter, Ingenieur Paul Wagner. „Damals wurde zwar kein Erdöl und Erdgas gefunden, dafür aber Sandsteinschichten (Aquifere) sowohl in 800, als auch in 1.400 m Tiefe, die auf Thermalwasservorkommen hinweisen. Diese Daten sind ein wahrer Schatz für uns.“

Die vermuteten Wasserreservoiree sind ca. 20 m hoch. „Das dort eingelagerte Wasser ist in 800 m 39  °C und 1.400 m etwa 60 °C warm“, erklärt GTN-Geologe Dr. Marco Wunsch. „Unser Ziel ist das Wasserreservoir in 1.400 m zu nutzen.“ Im „Fündigkeitsfall“ können hier 100 m3 heißes Wasser pro Stunde aus der Tiefe an die Erdoberfläche gepumpt werden. Da es salzhaltig ist und Fernwärmeleitungen angreifen würden, wird deren Wärme in einem Wärmetauscher an einen zweiten Wasserkreislauf aus Trinkwasser abgegeben, das dann die Wärme über das Fernwärmenetz an die Kunden weiterleitet. Vorher zwischengeschaltete Wärmepumpen passen die Fernwärme zudem an die gewünschte Temperatur an. Das „kalte“, von Wärme entzogene Tiefenwasser, fließt über ein zweites Bohrloch zurück in die Tiefe, wo es sich im Erdreich erneut erwärmt.

Kaum Lärmbelästigung

Im April wurde der Aufsuchungsantrag beim LBGR für die Explorationsbohrungen eingereicht. „Darin haben wir sozusagen unseren Claim abgesteckt, auf dem wir bei einer Bewilligung nach Erdwärme suchen dürfen“, sagt Projektleiter Paul Wagner. Liegen die Genehmigungen vor, können am Industriestandort Friedrich-Engelstr./Fabrikenstr. ein Bohrturm, Lärmschutzwand und Pumpanlagen unter Lärmschutz-Containern errichtet werden. „Die Bohrarbeiten werden 50 bis 70 Tage rund um die Uhr andauern“, erklärt der Projektleiter. „Das ist vergleichbar mit sanftem Baulärm.“ In Neuruppin, wo die Bohrungen 50 m von Wohnhäusern entfernt stattfinden, sei das kein Problem. „In Premnitz stehen die nächsten Häuser viel weiter entfernt.“

Die 25 Mio. Euro teure Tiefen-Geothermieanlage in Premnitz wird vom Bund mit 40 Prozent gefördert. Nach 10 bis 15 Jahren hat sie sich amortisiert.

Die 3 größten Vorteile:

  • Erdwärme ist eine nahezu unerschöpfliche Energiequelle, die unabhängig von Klima oder Jahreszeit, Wind oder Sonne gewonnen werden kann.
  • Optimale Ausnutzung der geothermischen Energie, da das Fernwärmenetz in Premnitz sehr gut ausgebaut ist und weiter ausgebaut wird.
  • Die Stadtwerke sind unabhängiger von sprunghaften Preisentwicklungen an Energiemärkten.