Im Gespräch mit Marco Kühn
Aus Erfahrung gewachsen, für die Zukunft gerüstet
Seit 30 Jahren begleitet Marco Kühn, Prokurist und Leiter Controlling des Unternehmensverbunds Stadtwerke Schwedt, den stetigen Wandel bei der Energieversorgung. Im Gespräch mit uns blickt er zurück, erklärt aktuelle Herausforderungen – und zeigt, warum die Stadtwerke für die Zukunft bestens gerüstet sind.
Der Schwedter Marco Kühn auf dem Dach des Firmensitzes des Unternehmensverbunds: Überblick und Weitsicht prägten seine Arbeit als Prokurist und Leiter Controlling in den vergangenen 30 Jahren.
Foto: SPREE-PR/Petsch
Beruflicher Werdegang:
• 3 Jahre Beruf mit Abitur im PCK
• 1990 – 1994 Studium Berlin Wirtschaftsingenieurwesen
• seit 1995 bei den Stadtwerken
• 2010/2011 Masterstudium Kommunalwirtschaft
• seit 2017 Prokurist
• Januar 2025: 30. Jubiläum
Herr Kühn, Sie haben die Stadtwerke Schwedt 30 Jahre lang auf dem Weg zum Unternehmensverbund mitgestaltet. Erinnern Sie sich noch, wie die Energieversorgung damals aussah?
1995 war alles noch stark monopolistisch. Netz und Vertrieb waren eins, es gab keinen Wettbewerb. Preise mussten lediglich genehmigt werden. Erst mit der Liberalisierung 1998 begann der Wettbewerb, und damit eine völlig neue Ära. Der Übergang vom Monopolisten zum Wettbewerber war für alle Energieversorger eine echte Bewährungsprobe. Plötzlich musste man um Kunden kämpfen, neue Fähigkeiten aufbauen und strategisch denken – das hat uns als Team geformt.
Welche Technologien oder Projekte haben die Anfangsjahre besonders geprägt?
Naja, als im Sternzeichen Krebs Geborener bin ich per se in der Thematik verwurzelt … Es ist wohl meine Berufung, alles dafür zu tun, damit das Lebenselixier der Menschheit für heutige und künftige Generationen in der gewohnten Qualität und Quantität zur Verfügung steht und für Jedermann bezahlbar bleibt.
Was war besonders prägend in Ihrer Arbeit?
Die Vielseitigkeit. Kein Jahr glich dem anderen. Wir haben nicht nur Energie geliefert, sondern auch eine Hafengesellschaft, Kino, Schwimmbad und den Bereich Telekommunikation integriert. Es kamen Corona und Energiekrise. Unser Vorteil war Schnelligkeit: Im Vergleich zu großen Konzernen konnten wir Entscheidungen schneller treffen, unsere Hierarchien sind schlank und flach. Und: Als kommunales Unternehmen handeln wir vor Ort, für die Menschen hier. Das ist unsere Stärke.
Wärme aus Abwasser
Zusätzlich zur Abwärme aus dem PCK, will Schwedt künftig die bislang ungenutzte Wärme aus dem gereinigten Abwasser nutzbar machen. Die Fördermittel für das gemeinsame Projekte der Stadtwerke Schwedt und ZOWA sind bewilligt. Die geplante Anlage verfügt über eine Leistung von 1 Megawatt und kann jährlich rund 8 Gigawattstunden Wärme erzeugen – genug, um ab 2028 bis zu 1.000 Haushalte zu versorgen. Derzeit werden erste neue Fernwärmeleitungen vom Firmensitz der Stadtwerke zur ZOWA errichtet.
Wie hat sich die Kundenbeziehung über die Jahre entwickelt?
Früher waren Stadtwerke einfach da – heute müssen sie im Wettbewerb überzeugen. Wir setzen auf Vertrauen, Service und attraktive Produkte. Besonders die Kombination aus Energie, Telekommunikation sowie Freizeitangeboten wie Kino und Schwimmbad sorgt für eine starke Kundenbindung. Unsere Quote im eigenen Netzgebiet liegt bei über 90 Prozent – das ist bundesweit außergewöhnlich.
Warum ist die Energiewirtschaft heute so komplex?
Weil viele Akteure und Ebenen mitreden: EU, Bund, Länder, Kommunen – dazu Netzbetreiber, Erzeuger, Lieferanten, Dienstleister. Jedes neue Gesetz bringt neue Anforderungen und verkompliziert bestimmte Sachverhalte. Manchmal denke ich, man müsste alles auf null setzen und mit klaren Strukturen neu starten. Dennoch: Wir setzen alles gesetzeskonform um und behalten den Überblick.
Wie sieht die Energieversorgung von morgen in Schwedt aus?
Unser Ziel bleibt: eine sichere, bezahlbare und nachhaltige Energieversorgung. Wir arbeiten eng mit der Stadt an der kommunalen Wärmeplanung. Die Integration erneuerbarer Energien und die Steuerbarkeit der Systeme werden entscheidend sein. Fernwärme bleibt ein Grundbaustein. Als Netzbetreiber und Partner der Kommune bauen und betreiben wir die Netze, und wir tun das mit Weitsicht.
Und wie ist ihr Ausblick?
Aus den positiven Erfahrungen der letzten Jahrzehnte schöpfen wir Zuversicht. Wir haben bisher jede Herausforderung als Unternehmensverbund gemeistert – deshalb blicke ich optimistisch in die Zukunft. Die nächsten Jahre werden spannend, besonders im Hinblick auf die Energiewende, Digitalisierung und regulatorische Veränderungen. Wir gehen die Transformation Schritt für Schritt an, vorausschauend und immer mit Blick auf die Menschen in Schwedt.
Vielen Dank für das Gespräch!