Eine außen aufgestellte Wärmepumpe arbeitet selbst bei minus 20 Grad Außentemperatur noch effizient.
Foto: Arno Schulz GmbH
Pro & Contra
Für wen ist die Wärmepumpe eine gute Idee?
Die Ampelkoalition hat das neue Heizungsgesetz verabschiedet. Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral heizen. Besonders im Fokus: die Wärmepumpe. Bis 2030 sollen sechs Millionen eingebaut werden. Und das nicht nur in Neubauten. Ist das eine gute Idee oder der warme Wahnsinn? Und wer baut die alle ein? Einer von ihnen ist Steffen Schulz aus Guben.
Er ist Geschäftsführer der Arno Schulz GmbH, die sein Vater vor genau 45 Jahren gründete. Er hat sein Handwerk „von der Pike auf“ gelernt, ist Installateur und Ingenieur für Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechnik. „Wärmepumpen sind für mich nichts Neues“, sagt Steffen Schulz. „Wir bauen die seit 24 Jahren ein. Ich habe privat selber eine. Für unsere Jungs ist das mittlerweile Routine.“ Er beschäftigt 14 Mitarbeiter.
Steffen Schulz baut seit 24 Jahren Wärmepumpen ein. Regelmäßig bereichtet er über seine Arbeit auf Instagram unter @arnoschulz.gmbh.
Foto: SPREE-PR/Friedel
„Ich baue das ein, was der Kunde bestellt. Das sind neben Wärmepumpen eben auch Pelletheizungen, Solaranlagen, Gas- und Ölheizungen.“ 2022 sei die Nachfrage an Wärmepumpen regelrecht „explodiert“. Das liege an den bestehenden Fördermitteln (25 % für den Einbau einer Wärmepumpe plus 10 % „Rückbaubonus“), weitere Anpassungen sind geplant. Ganz anders in diesem Jahr. Die laufenden Diskussionen um das neue Heizungsgesetz haben verunsichert. Da seien bei ihm kaum Anfragen zu Wärmepumpen gekommen, dafür die meisten zu Gasheizungen. Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine Wärmepumpe einbauen zu lassen, wartet die Verabschiedung des neuen GEG (Gebäudeenergiegesetz) und die Neuregelung der Fördermittel ab.
Größte Bedenken
Laut dem Energiesparbarometer haben bislang 15 % der Hausbesitzer in Deutschland in die Wärmepumpen-Technologie investiert, ein weiteres Viertel denkt darüber nach. Für 60 % hingegen kommt die Option nicht in Frage. Die größten Bedenken, die Kunden äußern, kann Steffen Schulz nachvollziehen. Da seien die hohen Anschaffungskosten und grundsätzliche Fragen: „Ob das Haus überhaupt für eine Wärmepumpe geeignet ist“, so der Heizungsbauer. „Dass Wärmepumpen nur mit Fußbodenheizung funktionieren, ist aber ein Märchen. Wo die Heizköper Anforderungen nicht erfüllen können, sollten sie ausgetauscht werden.“ Auch eine fehlende Dämmung sei nicht automatisch ein Ausschlussprinzip.
Nichts überstürzen
Er empfiehlt eine ganz klare Vorgehensweise: langfristig planen und nichts überstürzen!
Am Anfang steht der Wärmepumpen-Check. Den findet man zum Beispiel auf seiner Homepage.
Mithilfe einer überschläglichen Berechnung kann jeder herausfinden, ob eine Wärmepumpe in Betracht kommt. Das Ergebnis sei recht exakt, ersetze aber weder Energieberater noch Installationsfirma.
„Damit die Wärmepumpe sparsam arbeitet und bei -20 Grad funktioniert, ist ein hoher Planungsaufwand nötig“, weiß Steffen Schulz. „Deshalb rechnen wir im Zuge der Prüfung jeden Raum und jeden Heizkörper nach. Ziel ist es bei unserer Planung, mit weniger als 50 Grad Vorlauftemperatur auszukommen. Es gilt, die für das Haus passende Wärmepumpe auszuwählen und sie in der richtigen Leistung zu dimensionieren“, erklärt er. Entscheidend für Effizienz und Lebensdauer seien auch externe Komponenten, wie Pufferspeicher und spezielle Warmwasserspeicher. Alles müsse passen. Er bietet Kunden einen Fördermittelservice an. „Die Beantragung und der spätere Fördermittelabruf sind kompliziert und durch einen Laien nicht zu bewältigen. Auch der Einbau einer Fußbodenheizung und der Austausch von Heizkörpern werden gefördert.“ Die Bearbeitungszeit der Fördermittel liege derzeit bei bis zu einem halben Jahr, die Wartezeit auf eine Marken-Wärmepumpe mit Ersatzteilgarantie bei einem Jahr.
Fachkräftemangel
Ein großes Problem sieht Steffen Schulz in der Umsetzung der Heizwende. Für den Einbau einer Gasheizung sind zwei Mitarbeiter 2–3 Tage beschäftigt, bei einer Wärmepumpe etwa zwei Wochen. Der Fachkräftemangel sei allgegenwärtig. „Wer nicht selber ausbildet, hat verloren.“ Das Handwerk werde wieder interessant für Jugendliche. „Ich investiere ständig in die Weiterbildung der Mitarbeiter. So haben insgesamt vier Mann den sogenannten Kälteschein, der zu Arbeiten am Kältekreis von Wärmepumpen berechtigt.“ Und noch eine Frage beschäftigt ihn: Wie wird der riesige Strombedarf eigentlich gedeckt? „Aber das ist nicht mein Problem, darum müssen sich die Netzbetreiber kümmern.“ Bei ihnen müsse auch jede Wärmepumpe angemeldet werden.
Wie funktioniert eine Luft-Wärmepumpe?
Wie Kühlschränke, mithilfe eines Kältemittelkreislaufs. Das Kältemittel wird aus der ➊ Umweltwärme (Luft) erwärmt, bis es verdampft. Der Dampf wird anschließend in einem ➋ Kompressor verdichtet, die Temperatur des Kältemittels erhöht sich. Diese Wärmeenergie wird mithilfe eines Wärmetauschers an den ➌ Heizkreislauf abgegeben. Für den Betrieb ist Strom erforderlich, allerdings wird dieser nicht direkt zum Aufheizen genutzt. Dadurch kann mehr Wärmeenergie freigegeben werden, als elektrische Energie aufgewendet wurde.
Pro und Contra Wärmepumpe
Pro:
- Umweltfreundlich, sehr zuverlässige Technologie, weniger reparaturanfällig als Gas- oder Ölheizung.
- Geringe jährliche Betriebskosten, keine Schornsteinfegerkosten.
- Heizkosten sind langfristig geringer als bei Gas.
Contra:
- Höhere Investitionskosten im Vergleich zur Gasheizung.
- Platzbedarf im Heizraum für Puffer- und Warmwasserspeicher.
- Wärmepumpe im Freien gibt Geräusche ab und sollte daher 3 m von der Grundstücksgrenze stehen.