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Teamleiterin Tafelprojekte des ASF Manuela Krawietz und ihre Stellvertreterin Doreen Lukas (links) am Transporter, der Lebensmittel abholt. Es werden ehrenamtliche Kraftfahrer gesucht.
Foto: SPREE-PR/Friedel

Einen Tag bei der Tafel

Helfende Hände

Von Projektleiterin Brita Friedel

Lebensmittel vor der Vernichtung zu bewahren und sie den Menschen zur Verfügung stellen, die am Existenzminimum leben – das haben sich die Tafeln zum Ziel gesetzt. Auch die Tafel Spremberg, die als eine von sechs vom Albert-Schweitzer-Familienwerk Brandenburg e.V. (ASF) betrieben wird, schlägt diese Brücke zwischen Mangel und Überfluss. Die STADTWERKE ZEITUNG hat sie für einen Tag besucht.

Es ist kurz nach neun Uhr, als ich die Tafel in Spremberg erreiche. Der Eingang ist leicht auszumachen: Obwohl die Ausgabe der Lebensmittel erst in einer Stunde beginnen soll, gibt es bereits viele Wartende mit ihren Einkaufstrolleys.

Bedürftige warten lange vor Öffnung vor der Anmeldung.
Foto: SPREE-PR/Friedel

Sie müssen sich noch gedulden. In den Räumlichkeiten der Tafel herrscht Betriebsamkeit. Die Helfer, meist Ehrenamtler, bereiten die Lebensmittelausgabe vor, sortieren die Waren. Eine von ihnen ist Tatjana Rambow aus Cottbus. Sie hilft seit 17 Jahren ehrenamtlich, auch als Übersetzerin. Tatjana ist gebürtige Russin und heute ist bei der Tafel Spremberg „Ukraine-Tag“. Wie jeden Dienstag und Donnerstag. Montag und Mittwoch dürfen alle anderen kommen – Deutsche, Syrer, Afghanen. Am Freitag ist die Tafel für jeden Bedürftigen geöffnet.

Allein in Spremberg sind ca. 2.000 „Klienten“, wie die Teamleiterin Tafelprojekte des ASF Manuela Krawietz die Kunden ihrer „Ausgabestelle“ nennt, gemeldet. Nur wer Bezieher von staatlichen Leistungen (z.B. Bafög, Wohngeld, ALG I und II, Sozialhilfe, Senioren mit einer geringen Rente) ist, bekommt den Tafel-Ausweis. Mit ihm kann man zwei Mal pro Woche die Tafel besuchen.

Gegen Vorlage des Tafelausweises werden Marken ausgehändigt.
Foto: SPREE-PR/Friedel

Vorsortierte Körbe

Punkt 10 Uhr öffnet Teamleiter Steffen Walter seine Fensterluke. Wer den Tafel-Ausweis vorlegen kann, bekommt von ihm zwei farbige Marken ausgehändigt. Sie berechtigen zur Mitnahme von zwei vorsortierten Körben. Gegen einen Obolus von je 2 Euro gibt es einen mit Obst und Gemüse und einen mit Brot und Molkerei-Produkten.

Rene Tafelski sortiert das gespendete Obst. Es gibt keinen Abfall. Regionale Bauern verwerten die Reste.
Foto: SPREE-PR/Friedel

Die Lebensmittel werden von Discountern aus dem Umkreis von Spremberg und aus Cottbus gespendet. Private Händler wie Bäcker und Fleischer melden sich ebenfalls. „Die Lebensmittel liegen meist am Mindesthaltbarkeitsdatum“, erklärt Manuela Krawietz. Oder es handelt sich z.B. um Produkte mit beschädigten Verpackungen wie Waschpulver oder Pizza. Was der Kleintransporter an Lebensmitteln bringt, ist jeden Tag eine Überraschung. Die Helfer stehen dann bereit, um die Ware zu sortieren. „Heute ist ein guter Tag“, sagt Rene Tafelski in der Obstsortierung. „30 Kisten mit Obst und Gemüse sind eingetroffen. Kartoffeln, Weintrauben, Salate, Mandarinen.“ Es ist Herbst, Erntezeit. Manchmal melden sich sogar private Leute, wenn sie Äpfel oder Pflaumen abzugeben haben. Das ASF Brandenburg e. V. betreibt zudem einen eigenen Tafelgarten, der für die Tafel Gemüse produziert.

Besucht regelmäßig die Tafel: der Ukrainer und fünffache Familienvater Kolja Iscemanyk.
Foto: SPREE-PR/Friedel

Große Auswahl

Der Ukrainer Kolja Iscemanyk, fünffacher Familienvater, ist zufrieden. Seit 8 Monaten ist seine Familie in Deutschland. „Das Sozialamt hat mich hergeschickt“, sagt er. Zwei Mal die Woche kommt er zur Tafel. „Ich freue mich über alle Lebensmittel. Vor allem über das Brot und die Brötchen, Joghurt und Süßigkeiten. Die Auswahl ist groß.“ Um 10.40 Uhr ist die vorrätige Ware ausgegeben. Ein „Klient“, der eine Marke haben möchte, muss von Steffen Walter vertröstet werden. „Kommen Sie in einer Stunde wieder. Es kommt noch ein Fahrzeug mit Lebensmitteln aus Cottbus.“

Was die Tafel leistet, sieht die Teamleiterin der Tafeln, Manuela Krawietz, als Ergänzung. „Mit dem eingesparten Geld, können Menschen am sozialen Leben teilhaben, mit den Kindern mal das Kino besuchen oder in die Schwimmhalle gehen“, wünscht sie sich. „Und die Oma soll sich ruhig mal beim Bäcker einen Kaffee und Kuchen gönnen.“

Mehr Zulauf

Energiekrise, der Krieg in der Ukraine, Inflation – das Geld ist bei vielen Sprembergern knapp. Vor allem bei den älteren. Zurzeit würden ungewöhnlich viele Rentner das Tafel-Angebot annehmen, beobachtet die Tafelleiterin. „Wir bekommen derzeit per Mail viele Anfragen: Kann ich auch zur Tafel kommen? Das gab es vor zwei Jahren noch nicht.“

Helfer brauchen Hilfe!

Die Tafeln Spremberg und Cottbus suchen dringend ehrenamtliche Fahrer zur Abholung der Lebensmittel. Warme Wintersachen und Haushaltsgegenstände werden benötigt. Die Tafeln freuen sich, wenn Leute bei ihrem normalen Einkauf etwas mehr kaufen und Lebensmittel vorbeibringen (Mo – Fr 8 – 15 Uhr).

Wer spenden möchte:
ASF Brandenburg e.V.
Sparkasse Spree-Neiße
IBAN:
DE28 1805 0000 3610 9004 90
BIC: WELADED1CBN

Kontakt zu den Tafeln

Das Albert-Schweitzer-Familienwerk Brandenburg e.V. (ASF) betreibt 6 Tafeln in der Region:
Spremberg, Cottbus, Luckau, Welzow, Drebkau und Lübben. Drei weitere Ausgabestellen gibt es in Golßen (Spreewald), Sandow und Schmellwitz (beide Cottbus).
Tel. 03563 9896626

•    Forst/Guben:
      Tel.: 03562 694601
•    Perleberger Tafel e.V.:
      Tel.: 03876 306901
•    Schwedt:
      Schutzhütte Schwedter Tafel
      Tel.: 03332 524316
•    Zehdenicker Tafel:
      Tel.: 03307 420273

Alle Tafeln in Ihrer Nähe:

•    Forst/Guben:
      Tel.: 03562 694601
•    Perleberger Tafel e.V.:
      Tel.: 03876 306901
•    Schwedt:
      Schutzhütte Schwedter Tafel
      Tel.: 03332 524316
•    Zehdenicker Tafel:
      Tel.: 03307 420273