In den kommenden 10 bis 15 Jahren ist in Brandenburg ein nahezu flächendeckender Ausbau der Verteilernetze erforderlich.
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Das Stromnetz
Unter Hochspannung
Halten unsere Stromnetze die Energiewende aus? Auf der einen Seite steigen die Begehrlichkeiten an der Energie aus der Steckdose rasant – denken wir nur an den Boom bei E-Autos und die steigende Nachfrage an Wärmepumpen. Auf der anderen Seite stehen die Einspeisungen Erneuerbarer Energien (EE) – mancherorts wird mehr Wind- und Solarenergie produziert als eingespeist werden kann. Klingt skurril?
Ähnlich der Autobahn bei Stau, können auch Verteilernetze an ihre Grenzen kommen. Stromnetze stehen also heute vor völlig neuen Herausforderungen und Belastungen und müssen ausgebaut werden. Am besten so schnell wie möglich. Wo stehen wir in Brandenburg?
Die STADTWERKE ZEITUNG hat im zuständigen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE) nachgefragt.
Das Übertragungsnetz könnte man mit Autobahnen vergleichen: Es verbindet die Regionen in Europa und Deutschland untereinander, transportiert große Mengen elektrischer Energie von großen Erzeugungsanlagen über weite Strecken. Betrieben wird das Übertragungsnetz mit einer Spannung von 220 oder 380 Kilovolt – der sogenannten Höchstspannung. Die Strom-Verteilnetze ähneln dem Straßennetz aus Landes- und Kreisstraßen. Sie beziehen die elektrische Energie unter anderem aus dem Übertragungsnetz und verteilen sie zunächst mit einer Spannung von 110 Kilovolt – der sogenannten Hochspannung – weiter an Stadtwerke und größere Industrieunternehmen. Um den Strom weiter in die Städte und Unternehmen einer Region zu transportieren, wird dann seine Spannung nochmals reduziert – auf 1 bis 60 Kilovolt, die sogenannte Mittelspannung. Die letzte Etappe legt der Strom in den Niederspannungsnetzen mit einer Spannung von 230–400 Volt zurück.
Wo im Land muss überall das Stromnetz ausgebaut werden?
Um mit dem erforderlichen EE-Ausbau Schritt zu halten und den Strom aus der Fläche in die Verbrauchszentren zu transportieren, ist in den kommenden 10 bis 15 Jahren ein nahezu flächendeckender Ausbau der Verteilernetze in Brandenburg erforderlich. Dies beinhaltet im Wesentlichen die Ertüchtigung bestehender Trassen und nur in geringerem Umfang den Neubau von Trassen. Insbesondere in den EE-Überschussregionen wie der Prignitz und der Uckermark ist die Dringlichkeit von Netzausbaumaßnahmen sehr hoch.
Wie geht der Netzausbau in Brandenburg voran?
Kontinuierlich. Für die beiden großen Ausbaumaßnahmen im übergeordneten Transportnetz in Brandenburg, dem Nordring Berlin und der Uckermarkleitung, liegt Baurecht vor. Die Baumaßnahmen der 50 Hertz Transmission GmbH gehen weitestgehend planmäßig voran, sodass in den nächsten zwei Jahren sukzessive die Inbetriebnahme erfolgen wird. Für ein weiteres Vorhaben von Mecklenburg-Vorpommern nach Sachsen-Anhalt, das durch die Prignitz verläuft, wurde ein Abschnitt kürzlich genehmigt. Ein zweiter Abschnitt ist noch im Genehmigungsverfahren.
Wo kommen die ganzen Fachkräfte für die Energiewende her?
Es muss gelingen, wieder mehr Jugendliche für die duale Berufsausbildung zu begeistern, um die Engpässe in dem großen Segment der Facharbeiterinnen und Facharbeiter zu verringern. Das Leitmotiv in Brandenburg lautet: Fach- und Arbeitskräfte bilden, halten und gewinnen. Trotz aller Bemühungen müssen wir uns aber ehrlich machen: Die Fachkräftelücke wird nicht vollständig zu schließen sein. Unternehmen müssen es mehr als bisher als
Chance begreifen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen.
Warum muss ich meine Wallbox anmelden?
Auf Deutschlands Straßen sind immer mehr Stromer unterwegs. Im Zuge des E-Auto-Kaufs lassen sich viele Menschen daheim eine Ladestation installieren. Die sogenannte Wallbox muss beim Netzbetreiber vor der Installation gemeldet werden. Aber warum? Dahinter verbirgt sich die Blackout-Gefahr. Der Netzbetreiber kann leichter abschätzen, wie hoch der Energiebedarf zu gewissen Tages- oder Nachtzeiten in bestimmten Gebieten ist – vor allem wenn immer mehr Haushalte sich für eine eigene Wallbox entscheiden.