Unterwegs mit dem Forschungsschiff Solar-Explorer
Expedition zu Armleuchtern und Hüpferlingen
Von Jana Krone, Redakteurin der SWZ
Lautlos gleitet der schnittige Katamaran über das Wasser des Werbellinsees. Es ist ein schwimmendes Labor, auf dem jedermann in die Tiefen des Eiszeitgewässers eintauchen kann.

Redakteurin Jana Krone staunt mit Enkelin Cleo was alles in einem Wassertropfen lebt.
Foto: SPREE-PR/Krone
„Da zappelt was“, jubelt die vierjährige Cleo. Neugierig schaut sie noch einmal durch das Mikroskop. Wenig später begutachtet Biologin Anne Wolf den 400-fach vergrößerten Wassertropfen. „Das ist ein Hüpferling“, erklärt sie. Anne Wolf von Kulturlandschaft Uckermark e. V. aus Angermünde leitet an diesem Freitag im August die Mini-Expedition mit dem Forschungsschiff Solar-Explorer.
Ein Katamaran ohne Segel
Das Forschungsschiff schippert seit 2012 über einen der schönsten und tiefsten Seen des UNESCO-Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Ein 18 Meter langer Katamaran, der nicht vom Wind in Segeln angetrieben wird, sondern von der Sonne, deren Energie von riesigen Photovoltaikzellen auf dem Dach und an den Seiten eingefangen wird. Das 14-Tonnen-schwere Schiff soll Lust aufs Forschen wecken. Unter dem Motto „Fische, Fernglas, Fotosynthese“ sticht es jedes Jahr zwischen Mai und Oktober bis zu 75-mal zu einem Abenteuer in See.

Mit einem Kescher wird im See gefischt.
Foto: SPREE-PR/Krone
Mitmachen, entdecken, staunen
Cleo lässt zuerst eine weiße Scheibe an einer langen Schnur mit Knoten ins Wasser. „Ich sehe sie nicht mehr“, ruft sie plötzlich. Fünf Knoten zählt sie. „Fünf Meter Sichttiefe, das ist super“, erklärt Expeditionsleiterin Anne. „Das Wasser im Werbellinsee ist sehr sauber.“ Doch was ist das? Im Boden des Keschers eines anderen Expeditionsteilnehmers schwimmt grüne Brühe.
„Das ist Plankton“, weiß ein Hobbyforscher. Einen Tropfen davon untersucht Cleo im Mikroskop und entdeckt Wasserflöhe, Schwebesternchen, Rädertierchen und die zappelnden Hüpferlinge. „Der See ist nicht nur großartig zum Baden, sondern auch ein wertvoller Lebensraum“, erzählt die Referentin für Umweltbildung. „Dieses Plankton ist Futter für Fische. Diese locken Eisvogel, Kranich und Haubentaucher an. Sogar der Seeadler nistet hier.“ Spontan greifen wir eins der bereitstehenden Ferngläser und suchen den See ab. Schade, an diesem Tag hält der Vogel mit den mehr als zwei Meter breiten Schwingen sich versteckt.

Cleo staunt: Das Wasser ist ja ganz grün.
Foto: SPREE-PR/Krone

Die Teilnehmer der Schnuppertour mikroskopieren.
Foto: SPREE-PR/Krone
Spannende Gruppenpakete
In der einstündigen Schnupperfahrt erleben wir nur einen kleinen Ausschnitt der möglichen Forschungsthemen an Bord. Mit Hilfe eines Krans am Heck könnten wir noch Boden- und Pflanzenproben einholen und analysieren. Vielleicht hätten wir eine der ganz seltenen Armleuchteralgen herausgefischt, die es im Werbellinsee noch gibt. Wir könnten uns die Solartechnik des Schiffs erklären und die Zusammenhänge von Biodiversität und menschlichem Handeln verdeutlichen lassen. „Wir bieten verschiedene Pakete für Kitakinder, Schüler, Studenten und Erwachsene an. Die Fahrten dauern dann 2,5 Stunden.“ Das Projekt „Fische, Fernglas, Fotosynthese“ der „Solar Explorer“ des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin ist so vielfältig und interessant, dass es sogar von einem Gremium der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet wurde.
Nach einer Stunde legt der Katamaran wieder am Steg des Wassersportclubs Altenhof e.V. an. „Das war toll“, schwärmt die vierjährige Cleo und winkt zum Abschied Anne, der Expeditionsleiterin, zu.