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Bei der offiziellen Eröffnung von chesco am 24. Mai bekamen Besucher in den Fertigungshallen einen Blick hinter die Kulissen.
Foto: BTU/Sascha Thor

Grüne Mobilität der Zukunft

Neue Forschungsfabrik startet durch

An der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) ist ein einzigartiges Forschungsinstitut für den Mobilitätssektor entstanden: chesco. Das Center for Hybrid Electric Systems Cottbus forscht an alternativen Antrieben für eine branchenübergreifende Anwendung zunächst im Bereich Luftfahrt – später wird auf die Bereiche Automobil, Bahn und Schifffahrt erweitert.

Ministerpräsident Woidke (SPD) durchschnitt symbolisch zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Land, Stadt und Universität das rote Band zur neuen Forschungsstätte für grüne Mobilität.
Foto: BTU/Sascha Thor

Das große Ziel: Eine CO2-freie Mobilität! Drei Fakultäten, mehr als 30 Lehrstühle und Fachgebiete der BTU sind involviert, ein neuer Masterstudiengang ab Semesterstart 2024/25 wurde ins Leben gerufen und im Mai die Forschungsfabrik mit eigenen Fertigungshallen eingeweiht. Rund 100 moderne Fertigungsmaschinen stehen den Wissenschaftlern zur Verfügung – das Neueste vom Neuesten. Das Projekt wird mit rund 238 Mio. Euro von Bund und Land gefördert. Davon wurden bisher knapp 50 Mio. Euro Zuwendung übergeben. Wir sprachen mit einem der Wissenschaftlichen Leiter der Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung des chesco, Prof. Dr.-Ing. Georg Möhlenkamp, darüber, wie man sich die Arbeit im chesco genau vorstellen muss!

Prof. Dr.-Ing. Georg Möhlenkamp
Foto: BTU/Sebastian Rau

Forschen, entwickeln, testen

„Zunächst einmal arbeitet chesco auf verschiedenen Ebenen“, erklärt er. „Wir betreiben Forschung in verschiedenen Arbeitsgebieten, in dem wir designen, planen, entwickeln und konstruieren. Das passiert im research center.“ Dabei kommt auch Virtual Reality zur Anwendung. Dann greift der Fertigungsbereich f-merc – das steht für „fast make electrification research center“. „Da wollen wir, wie der Name schon sagt, schnell eigene Prototypen und Komponenten bauen.“ Das dritte Standbein stellt den Testbereich nach luftfahrttechnischen Gesichtspunkten dar. Im Rahmen der Forschungsprozesse wird hier eng mit der Industrie zusammengearbeitet. Das sind zum Beispiel Rolls Royce in Dahlewitz, APUS in Strausberg, die wasserstoffgetriebene Flugzeuge bauen, sowie Airbus und Lufthansa Technik.

Grundlagen- und Anwendungsforschung sind in der Forschungsfabrik zu Hause.
Foto: BTU/Sascha Thor

Hier geht es um passgenaue Lösungen. Mal benötigt ein Partner aus der Wirtschaft Grundlagen-, mal Anwendungsforschung. „Wir sind bereit, nach deren Plänen etwas zu fertigen oder zu testen“, so Prof. Möhlenkamp. „Man muss sich das wie eine Speisekarte vorstellen, von der man wählen kann. Man kann das 3-Gänge-Menü nehmen oder nur ein Gericht.“ Grundsätzlich geht es bei der Forschung nach alternativen Antrieben um eine Problematik: Der Luftverkehr verbraucht Kerosin und verursacht dadurch CO₂ und weitere Emissionen, die sich auf unser Klima auswirken. Etwa fünf Prozent aller Klimaeffekte weltweit entfallen auf den Luftverkehr. Das chesco stellt sich der Herausforderung und sucht nach Lösungen für ein klimafreundliches, emissionsfreies und geräuschärmeres Fliegen.

„Als Abgas bleibt Wasser”

Als ein Beispiel nennt der Wissenschaftler Wasserstoff. „Da gibt es zwei Lösungen. Wasserstoff anstatt von Kerosin in Turbinen zu verbrennen. Das ist aber immer noch nicht klimaneutral. Denn dabei entstehen Stickoxyde, wie bei jeder Verbrennung.“ Eine Möglichkeit sei Wasserstoff und Brennstoffzellen zu verwenden. So entsteht in der Brennstoffzelle elektrische Energie für den Antrieb. „Als Abgas bleibt dann nur Wasser“, sagt Prof. Georg Möhlenkamp. „Dieser schadstofffreie Antrieb kommt in Propellerflugzeugen zur Anwendung.“ APUS in Strausberg biete etwa kleine Flugzeuge an, die mit Wasserstoff betrieben werden – sie seien aber noch in der Entwicklung. Und: Je größer ein Flugzeug ist, desto schwieriger wird es.

Doch wie schafft man es, dass 3 Fakultäten der BTU und mehr als 30 Lehrstühle und Fachgebiete zusammenarbeiten? „Das ergibt sich von ganz allein“, findet der Wissenschaftliche Leiter des chesco. Jeder Lehrstuhl der BTU habe seinen Forschungsschwerpunkt. Und auch Forschungsprogramme haben ganz unterschiedliche Schwerpunkte. „Das matchen wir dann. Ein Beispiel: Wir wollen bei einem Antrieb die Geräuschentwicklung minimieren. Dann wird das Arbeitsgebiet der technischen Akustik hinzugezogen. Oder wir wollen ein Brennstoffzellensystem kühlen. Dann holen wir uns das entsprechende Fachgebiet dazu.“

Finanzierung über Förderprogramme

Finanziert wird alles zum großen Teil aus großen Förderungsprogrammen, die nachhaltige Luftfahrtforschung unterstützen. Da ist das Luftfahrtforschungsprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums „LuFo Klima“ für klimafreundliche Antriebe oder das EU-Programm Clean Aviation (dt. saubere Luftfahrt).

Mit der Erforschung junger Technologien entstehen auch Chancen für die Region neue Geschäftsfelder zu entdecken. Ein Projekt des chesco zur Stärkung der Region ist taf – „Transfer agiler Fertigungsmethoden”. Im Rahmen dieses Projektes zur Strukturstärkung werden Kooperationen mit regionalen Unternehmen durchgeführt und Workshops für kleinere und mittlere Unternehmen angeboten.

Center for Hybrid Electric
Systems Cottbus chesco
Werner-von-Siemens-Straße 7
 03052 Cottbus

Neuer Studiengang

Die BTU Cottbus hat zum Semesterstart 2024/25 im Herbst eigens einen neuen Masterstudiengang entwickelt, um ein umfassendes Verständnis des interdisziplinären Themenbereichs hybridelektrische Antriebstechnik zu vermitteln: Hybrid Electric Propulsion Technolgy. Insgesamt sind 800 Bewerbungen aus aller Welt für die ursprünglich 60 geplanten Studienplätze eingegangen. Rund 90 Studierende konnten am Ende den neuen Studiengang starten.

Foto: BTU/Sascha Thor

Workshops bei chesco

Die Forschungsfabrik bietet regelmäßig Weiterbildungskurse und Workshops zu Fertigungsmethoden für Unternehmen in der Lausitz an.

Sie sind zulassungsfrei.

Die nächsten Termine:

28./29.11.2024: Systems Engineering.
16.01.2025: Cyber-Resilienz und IT-Sicherheit.
13./14.02.2025: Aufbau Fertigungsumgebung und nachhaltiger Produktionsbetrieb.
20.02.2025: Produktionsplanung.