Künstlerporträt
Neue Sicht auf alte Motive – Blaupausen der Lausitz
Seit einem Jahr hat der Fotokünstler Uwe Paul Schulze ein kleines Sommeratelier am Mühlgraben in Forst. Mit seinem Fahrrad erkundet er seine neue Wahlheimat, die Kamera immer dabei.
So alt, wie der Bahnhof ist, mutet auch das aktuelle Foto von Uwe Paul Schulze an. Mit Fotos in Blautönen erzeugt er einen warmen Charme der Motive.
Fotos (7): Uwe Paul Schulze
So haben die Forster ihren alten Bahnhof noch nie gesehen: In warmen Blautönen zeichnet sich das historische Backsteingebäude von 1872 auf grobem Aquarellpapier ab – ein Bild wie aus einer anderen Zeit. Uwe Paul Schulze arbeitet mit Cyanotypie, dem ältesten fotografischen Druckverfahren. Der britische Wissenschaftler und Astronom Sir John Herschel entwickelte es 1842, ursprünglich zur Reproduktion von Notizen und Diagrammen. Nur ein Jahr später nutzte es die Naturwissenschaftlerin Anna Atkins, um Pflanzenblätter und Blüten zu dokumentieren. Sie veröffentlichte damit das erste Buch mit Fotografien.
Verträumte Bilder in Blau
Für den Fotografen, geboren in Potsdam, war die Entdeckung der Cyanotypie ein Wendepunkt. „Ich arbeite seit 40 Jahren als Fotograf. Doch vor 20 Jahren merkte ich, dass ich die Farben meiner Fotos am Bildschirm nicht mehr richtig erkannte. Für einen Fotografen eigentlich das Aus“, erzählt der ehemalige Meisterschüler der Fotoschule am Schiffbauerdamm Berlin. „Meine Rettung: Bei der Cyanotypie werden alle Farben auf einen einzigen Ton reduziert.“ Der Herstellungsprozess ist aufwendig. „Zunächst bearbeite ich das Motiv am Computer, erzeuge ein kontrastreiches Schwarz-Weiß-Bild und drucke es auf eine Spezialfolie. Dann tränke ich Aquarellpapier mit einer lichtempfindlichen Lösung aus Eisensalzen, lege das Negativ darauf und belichte es mit UV-Licht.“ Dann wird es ausgewaschen und über Nacht zum Trocknen und Oxidieren aufgehangen. Danach kann ich das Bild bleichen oder umfärben. Die entstehenden Bilder mit ihrer verträumten Ästhetik und dem nostalgischen Charme haben in Potsdam bereits viele Liebhaber gefunden.
Seit 40 Jahren arbeitet der Künstler als Fotograf.
Spurensuche in der Lausitz
Nun möchte Schulze auch die Forster für seine Kunst begeistern. Vor einem Jahr hat er ein kleines Grundstück in der Stadt erworben. „Die Gegend rund um Forst ist voller spannender Motive“, schwärmt er. „Einerseits die faszinierende Natur der Lausitz – mit den Auen, den Teichen und Mooren. Ich saß schon zehn Meter neben einem Wolf. Andererseits der Wandel: der Rückbau der Tagebaue und gleichzeitig der Aufbau neuer Energielandschaften.“ Oft ist er mit dem Fahrrad entlang der Neiße unterwegs. „Ich gehe auf Spurensuche 80 Jahre nach dem Krieg, habe Reste zerbombter Brücken entdeckt. Aber auch die Industrieruinen aus der Blütezeit der Stadt, als Forst zu den bedeutendsten Tuchstädten Deutschlands gehörte, faszinieren mich.“
Hier sind Schulzes Bilder zu sehen
Die ersten Ergebnisse seiner Arbeit werden im kommenden Jahr in einer Ausstellung im Rosengarten zu sehen sein. Außerdem hat sich Schulze für die erste openart Lausitz Biennale für zeitgenössische Kunst (20. Juni bis 30. September 2026) beworben. „Ich hoffe, dass ich dabei bin“, sagt er.

